Dem Leser springt die außergewöhnliche Vielfältigkeit der Gedichte ins Auge: Vom Dreizeiler und einem Gedicht aus 8 Worten bis zum erzählenden Langgedicht, vom
erotischen Appell bis zur Gesellschaftssatire, von der Feier der Natur bis zur nüchternen Bilanz von Tagesereignissen spannt sich der Bogen. Vier Zeilen reichen der Poetin, um einen
unüberbrückbaren Zwiespalt zwischen zwei Menschen zu umreißen. Für die Widersprüchlichkeit und die Antagonismen selbst der gelingenden Liebesbeziehungen findet sie großartige Bilder.
Frederike Frei, 1945 in Brandenburg an der Havel geboren.Studium der Germanistik und Theologie in Hamburg, Absolventin der dortigen Staatlichen Schauspielschule.
Drei Jahre Schauspielerin an Theatern und in Fernsehfilmen. 1989 Hamburger Lyrikpreis, 1990 Ringelnatz-Publikumspreis Cuxhaven. 1993 Preisträgerin im Hans-Henny-Jahnn-Wettbewerb, 2012 im
Hildesheimer Lyrikwettbewerb.
RRL Nr. 2 Dinu D. Amzar: Anschlag und Auftrag. „Altausseer
Gedichte"
Der deutsch schreibende rumänische Schriftsteller und Diplom-Mathematiker Dinu D. Amzar wurde am 11.3.1943 in Berlin–Charlottenburg als zweiter
Sohn des rumänischen Philosophen und Diplomaten Dumitru C. Amzar geboren und ist am 30.März 2022 verstorben. Auch von seiner Mutter (Maria) hat er philosophische Mitgift:
Sie ist eine Schwester des Philosophen und Soziologen Ernest Bernea.
Kindheit und Jugend verbrachte Dinu Amzar auf einem Hof im Allgäu und in Wiesbaden. Dort unternahm er 1956-57 mit einem utopischen Roman und ab
1958 mit Gedichten die ersten literarischen Gehversuche. 1964-70 Studium der Mathematik und Physik an der Universität Mainz. Nach dem Diplom 1972 war er 1973-83 im Statistischen
Bundesamt als wiss. Mitarbeiter tätig. Seit 1983 lebte Dinu Amzar als freier Autor mit seiner Familie in Sigmaringen, 2006 bis 2015 in Wiesbaden. Seit 2016 wohnt er in Bad
Dürrheim.
Dinu D. Amzar veröffentlichte bisher 5 Gedichtbände, zuletzt „In Sätzen, in Ketten“ (1999) und „Die Windhose der Rauchsäule aus
Rauchringen“ (2002).
veröffentlichte er Eine Eisenbahn in meinem Traum, einen Bericht über seine Flucht aus dem
kommunistischen Rnien.
RRL Nr. 3 Herbert-Werner Mühlroth: "Der Mond tanzt Tango"
Herbert-Werner Mühlroth wurde am 23. August 1963 in Hatzfeld/Jimbolia (Rumänien) geboren. 1982 flüchtete er aus Rumänien und lebt seitdem in Deutschland.
Er studierte ab 1983 Germanistik, Romanistik und Philosophie in Heidelberg und Berlin und machte 1990 seinen Abschluss als Magister Artium.
Seit Jahren arbeitet er als freiberuflicher Autor, Übersetzer, Dolmetscher und Werbetexter. Unter anderem hat er Reiner Kunzes "Die wunderbaren Jahre" ins Rumänische
übersetzt und das erste Rumänisch-Aromunische Wörterbuch herausgebracht. Er schreibt neben Lyrik und Prosa auch Essays. Mit "Narr in Trance" veröffentlichte er 2012 seinen ersten
Roman. 2014 veröffentlichte er „Eine Eisenbahn in meinem Traum“, einen Bericht über seine Flucht aus dem kommunistischen Rumänien.
RRL Nr.4 Franz Heinz: "Unpatriotische Heimsuchungen"
Franz Heinz,1929 im
rumänischen Banat geboren und seit langem in Düsseldorf lebend, arbeitete bis 1974 als Schriftsteller und Journalist in Bukarest. Nach seiner Ausreise 1976 war er Chefredakteur verschiedener
Kulturzeitschriften. Er erhielt 1972 den Preis des Rumänischen Schriftstellerverbandes für deutschsprachige Prosa und 1994 die Ehrengabe des Donauschwäbischen Kulturpreises. Sein Werk umfaßt
Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Hörspiele.
„Unsere Sehnsucht, verschüttet, entzückt heute nur noch die Archäologen. Und doch, ich wette, kehren die Träume vom
Kilimandscharo wieder in anderen Kindern. Sie liegen, wie unsere Träume damals, gleich hinterm Lattenzaun. Alle Abenteuer werden wieder durchlebt und bestanden. Und bleiben wahr.“
Am 1. Mai
So sei’s. Hebt eure Fahnen in den
Wind
und betet laut die alten Sprüche nach,
als ob nicht alles, was uns Marx versprach,
erstritten wäre und vertan. Wir sind
dem Glück nicht näher, und uns hallt im Ohr
kein Wort von Mao nach. Es ist schon gut,
wenn mal die Sonne scheint und unser Mut
nicht knochenlos die Stirn in Falten legt.
Denn alles ist bewegt,
was zu bewegen ist, und mit Geschrei
kommt’s auf uns zu und treibt an uns vorbei.
RRL Nr. 5 Hellmut Seiler: "Dieser trotzigen Ruhe Weg"
Hellmut Seiler,1953 im siebenbürgischen Reps/Rupea,
ist einer der wichtigsten rumäniendeutschen Lyriker. Vor seiner Ausreise 1988 nach Deutschland hatte er drei Jahre Veröffentlichungsverbot. Seit 2014 ist er Generalsekretär des
Exil-P.E.N.-Clubs.
Seine Gedichte wurden in viele Sprachen übersetzt.
DIESER TROTZIGEN RUHE WEGbietet dem Leser greifbare,
begreifbare Gedichte. Für Hellmut Seiler geht es immer zuerst darum, zu sagen was ist. Dieser Autor kann und will verstanden werden, er verzichtet bewusst auf Verästelung und
Privatsprachen.
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Ioan Milea- Dichter, Essayist, Literaturkritiker und Übersetzer - wurde 1958 in Turda (Rumänien) geboren. Nach dem Studiuman der Universität Cluj/Klausenburg war er Redakteur und Literaturkritiker. Derzeit arbeitet er als Forscher am Institut für
Linguistik und Literaturgeschichte „Sextil Puşcariu” in Cluj. Milea veröffentlichte mehrere Gedichtbände sowie Essaysammlungen und Literaturkritik.
Die Gedichte des
zweisprachigen rumänisch-deutschen Bandes wurden übertragen von Herbert-Werner Mühlroth und Adrian Patrick Mühlroth. 150 Seiten, ISBN 9783753423197.
Dichtung ist bekanntlich das Gegenteil von AusBREItung im Sinne von Goethes getretenem Quark. Ioan Milea demonstriert seine hohe
Kunst der Verdichtung und Verknappung in Kurzgedichten, die an geschliffene lyrische Aphorismen erinnern.Er ist ein kritischer, wacher Beobachter der Zeitläufte. Der Stacheldraht der Lager, die
Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegsverfolgungen sind für ihn ebenso präsent wie die aktuelle Kritik an einer Zeit, die alle Sachen in Meinungen verwandelt und in der die
Politiker immer nur auf ein anderes Feld ausweichen, „statt es zu beackern.“
Renate Schoof geht ihren eigenen Weg – jenseits einer mehr und mehr in die Sackgasse unfruchtbarsten Avantgarde-Getues geratenden modischen Moderne, jenseits eines
nur noch die alten Schemata wiederholenden Epigonentums. Sie ist dabei keine Anbeterin einer reinen Natürlichkeit, sondern ist fasziniert von dem Miteinander und Gegeneinander zwischen Mensch und
Natur, von dem Berührtwerden und den Berührungspunkten zwischen Außenwelt und Innenleben:
„Einfach so leben im Abendlicht ohne Angst
vor der Nacht, vor dunklen Fragen;
ein bisschen Wind im Gesicht,
müde vom Antworten“.
Es ist in der Tat so, daß Renate Schoofs Gedichte für den Mann und die Frau auf der Straße weitestgehend zu verstehen
sind. Ein großes Plus und keineswegs ein Nachteil!
Renate Schoof Auf dem Weg zu mir, mit einem Nachwort von Rolf Stolz, Rote
Reihe Lyrik Nr. 7, 125 Seiten, 10 Euro, ISBN 9783756203499.