A.F. Morland, alias Fritz Tenkrat, begeht in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag und kann auf ein sehr beachtliches schriftstellerisches Lebenswerk zurückblicken. Aus diesem Anlass haben wir dieses Interview mit ihm geführt, dem in der Edition Bärenklau eine Sonderedition zur Ehrung seines Lebenswerkes folgen wird.

 

 

 

 

 

Herr Tenkrat, Sie sind Jahrgang 1939, wurden also in eine Zeit hineingeboren, in der man sicherlich nicht unbedingt an eine schriftstellerische Karriere denkt. Im Anschluss an Ihre Schulausbildung haben Sie eine Lehre als Schriftsetzer absolviert und später auch als Korrektor bei verschiedenen Zeitungen und Verlagen gearbeitet, waren also bereits in jungen Jahren mit dem gedruckten Wort vertraut.

 

1969 veröffentlichten Sie Ihren ersten Krimi unter dem Titel Ein Sarg für Forrest, der kürzlich in der Edition Bärenklau neu aufgelegt wurde und nun erstmals als eBook erhältlich ist, eine Druckausgabe wird folgen.

 

Wissen Sie noch wie es dazu kam, mit dem Schreiben anzufangen und warum es gerade ein Krimi wurde?

 

 

 

Angefangen hat es damit, dass ich schon in der Schule immer die längsten Aufsätze geschrieben habe – gewürzt mit den Scherzchen, die der Lehrer in den Wochen davor während des Unterrichts vom Stapel gelassen hatte. Das hat ihm imponiert und wohl auch geschmeichelt. Als mir mein Vater Edgar Wallaces Kriminalromane ans Herz legte, weckte er in mir die Liebe zu diesem Genre, ohne zu ahnen, dass mich eines Tages der SPIEGEL als „größten Massenmörder Deutschlands“ bezeichnen würde, weil in meinen Romanen so viel Blut floss.

 

 

 

 

 

Diesem ersten Krimi sollten in den nächsten Jahrzehnten viele weitere Veröffentlichungen im Kurzgeschichten-, Roman- und Heftroman-Bereich folgen. Ich habe bei meiner Recherche eine Zahl von etwa 3500 Veröffentlichungen gefunden.

 

Kann das sein? Wie habe Sie es geschafft, diese, in meinen Augen, gigantische Anzahl an Veröffentlichungen zu verfassen? Wie muss ich mir Ihren Tag in der Hochzeit Ihrer Schaffenszeit vorstellen?

 

 

 

Mein Arbeitstag begann um sieben und endete um siebzehn Uhr. Eine Stunde Mittagspause. Wenn man schnell schreibt, kommt viel zusammen. In meiner „Hochzeit“, wie Sie es nennen, brachte ich es auf mehr als fünfzig Romane im Jahr, ohne dass ich auf ausgedehnte Urlaubsreisen mit meiner Familie verzichten musste. Wenn ich bei einer Serie einstieg, dauerte es zumeist nicht lange, bis ich mehr Beiträge geliefert hatte als die meisten meiner Autorenkollegen.

 

 

 

 

 

Im Laufe Ihrer erfolgreichen schriftstellerischen Laufbahn haben Sie in nahezu allen Genres eine Vielzahl von Romanen, hauptsächlich Heftromane, dem „kleinen“ Bruder vom Taschenbuch, unter zahlreichen Pseudonymen veröffentlicht.

 

Was bewog Sie, sich nicht nur einem oder zwei Genres zu widmen, wie es eine große Zahl der Autoren üblicherweise tut? Gab es ein Genre, in dem Sie sich besonders wohl fühlten? Warum so viele Pseudonyme und wer legte sie fest?

 

 

 

Ich liebe die Abwechslung. Es macht mir Spaß, mich mal in dieser und mal in jener Sparte auszuleben. Die Fantasie ist ein Vogel, der keine Grenzen mag. Viele Autorennamen waren Verlags-Pseudonyme. Die musste ich akzeptieren. Und als man einmal eine Kassette mit zehn Taschenbüchern auf den Markt bringen wollte, auf den Covern aber nicht immer derselbe Autor stehen sollte, musste ich mir einige weitere Namen zulegen.

 

 

 

 

 

Sie schrieben in der Vergangenheit für eine Vielzahl von Serien in verschiedenen Genres Heftromane, die wöchentlich an den Kiosken erschienen und reißenden Absatz fanden. Auch heute schreiben Sie noch regelmäßig für einige Serien, zwar nicht mehr in dem Umfang vergangener Jahrzehnte aber immerhin.

 

Wie kamen Sie dazu, sich in diesem Umfang, wie Sie es taten, als Serienautor einzubringen, ist man dabei nicht starken Einschränkungen in seinen Geschichten ausgesetzt, damit sie in den Rahmen der Serien passen?

 

 

 

Ich hatte zum Glück niemals Anpassungsschwierigkeiten, konnte mich auf jedes Genre gut einstellen und war immer bestrebt, interessante Geschichten zu erzählen, die die Leser in ihren Bann zogen, denn die größte Sünde, die ein Autor begehen kann, ist, Langeweile zu verbreiten.

 

 

 

 

 

Viele Autoren, die ich bis jetzt gesprochen habe, die sich damals ebenfalls dem Schreiben von Heftromanen gewidmet haben, taten dies oft unter großem Druck, da sie davon leben mussten oder die Schreiberei zur Aufbesserung ihres normalen Einkommens brauchten.

 

Waren auch Sie diesem enormen Druck ausgesetzt oder fiel es Ihnen eher leicht, das gesetzte Arbeitspensum zu schaffen? Machte es Ihnen Spaß, tagtäglich in die Welt Ihrer Protagonisten einzutauchen oder war es ein täglicher Kampf?

 

 

 

Es war zu keiner Zeit ein Kampf und wird es auch nie sein. Im Gegenteil: Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, in so viele interessante Charaktere schlüpfen zu können. Manchmal sind sie für mich so lebendig, dass ich sie sogar im Geist reden höre. Klingt verrückt. Ist aber so. Dass ich niemals Druck hatte, wäre gelogen, aber zumeist fiel es mir nicht schwer, die vereinbarten Abgabetermine einzuhalten.

 

 

 

 

 

Wie bereits erwähnt, bekommt der Leser auch heute noch regelmäßig etwas Neues aus Ihrer „Feder“.

 

Wie bewahrt man sich über diesen langen Zeitraum und nach dieser großen Anzahl von Veröffentlichungen die Freude am Schreiben, wie finden Sie noch heute Stoff für neue Geschichten? Gibt es noch konkrete Pläne für Ihre Zukunft als Autor?

 

 

 

Für mich ist Schreiben eine Sucht. Ich muss es tun. Es drängt mich immer wieder dazu, und es macht mir nach wie vor ungeheuren Spaß, Figuren zum Leben zu erwecken und nach meinem Willen agieren zu lassen. Stoffe für neue Geschichten liegen haufenweise auf der Straße. Man muss nur mit offenen Augen durchs Leben gehen, dann fliegen einem die Ideen von überall her zu. Manchmal ist die schriftstellerische Tätigkeit auch eine gute Therapie, um anstehende Probleme zu verarbeiten und zu lösen. Und noch eines: Wenn man etwas gern tut, braucht man nie zu arbeiten. Konkrete Zukunftspläne habe ich nicht, weil erfahrungsgemäß sowieso immer alles anders kommt, als ich es mir vorgenommen habe.

 

 

 

 

 

Gibt es etwas, über das Sie schon immer mal etwas schreiben wollten, aber noch nicht dazu gekommen sind?

 

 

 

Nein. Ich denke, ich habe schriftstellerisch alles abgegrast, was mich interessiert und mir Freude macht. Alles andere wäre ja „Arbeit“.

 

 

 

 

 

Wenn es noch etwas gibt, was Sie den Lesern mitteilen wollen und hier noch nicht zur Sprache kam, dann wäre jetzt der passende Moment.

 

 

 

Ich wünsche mir, dass die Smartphones in Zukunft öfter stecken gelassen werden und wieder mehr gelesen wird. Das würde mir gefallen. Lesen ist Kino im Kopf und kann sehr unterhaltsam sein. Freunde des geschriebenen Worts werden das gerne bestätigen.

 

 

 

 

 

Ich bedanke mich für Ihre Zeit, die Sie sich für dieses Interview genommen haben und wünsche Ihnen alles erdenklich Gute sowie für Ihre weitere Zukunft als Autor viel Erfolg und eine zahlreiche zufriedene Leserschaft.

 

Das Interview führte Kerstin Peschel mit Fritz Tenkrat aka A.F. Morland im September 2019

c, by Edition Bärenklau, Fritz Tenkrat & Kerstin Peschel, 2019

 

A.F.Morland in Rust

c, by Edition Bärenklau und Fritz Tenkrat, 2019

A.F.Morland in Rosenheim

c, by Edition Bärenklau und Fritz Tenkrat, 2019

A.F.Morland

c, by Edition Bärenklau und Fritz Tenkrat, 2019